Hypogonadotroper Hypogonadismus (HH) bei Frauen ist eine endokrine Störung, die durch eine unzureichende Sekretion von Gonadotropinen (LH und FSH) durch den Hypophysenvorderlappen gekennzeichnet ist. Diese Unterfunktion resultiert in einer verminderten Stimulation der Ovarien, was zu einer gestörten Follikelreifung und einer verminderten Produktion von Sexualhormonen führt. Die Ätiologie des HH ist heterogen und kann sowohl genetische als auch erworbene Ursachen umfassen. Genetische Ursachen beinhalten Mutationen in Genen wie KAL1, FGFR1, GNRHR, PROK2, PROKR2, und CHD7, die eine Rolle in der Entwicklung und Funktion des hypothalamisch-hypophysären Gonadenregulationssystems spielen.
HH kann als isoliertes Syndrom auftreten oder als Teil eines syndromischen Krankheitsbildes wie dem Kallmann-Syndrom, das durch das zusätzliche Fehlen des Riechvermögens (Anosmie) charakterisiert ist. Die Diagnose erfolgt in der Regel durch klinische Beurteilung, hormonelle Tests zur Bestimmung der Serumspiegel von LH, FSH, und Sexualhormonen sowie durch bildgebende Verfahren zur Beurteilung der Hypophyse und Hypothalamus. Molekulargenetische Analysen können zur Identifikation spezifischer Mutationen herangezogen werden, um eine definitive Diagnose zu stellen und genetische Beratung zu ermöglichen.
Indikationen
Die Indikationen für eine genetische Analyse bei Verdacht auf hypogonadotropen Hypogonadismus umfassen:
- Primäre Amenorrhoe: Frauen, die bis zum 16. Lebensjahr keine Menarche hatten, sollten auf HH untersucht werden. Diese Bedingung kann auf eine Störung in der gonadotropen Achse hinweisen.
- Sekundäre Amenorrhoe: Patientinnen mit ausbleibender Menstruation über mindestens drei Monate nach einer Phase regelmäßiger Zyklen können eine genetische Untersuchung benötigen, um HH als Ursache auszuschließen.
- Anovulation und Infertilität: Frauen mit chronischer Anovulation und unerfülltem Kinderwunsch, die nicht auf übliche ovulationsinduzierende Therapien ansprechen, sollten auf genetische Varianten im Zusammenhang mit HH getestet werden.
- Fehlende pubertäre Entwicklung: Bei Patientinnen ohne Anzeichen einer Pubertät bis zum 14. Lebensjahr, einschließlich fehlender Brustentwicklung (Tanner-Stadium 1), ist eine genetische Abklärung sinnvoll.
- Verdacht auf syndromale Erkrankungen: Bei klinischem Verdacht auf das Kallmann-Syndrom oder andere syndromale Formen des HH, insbesondere bei gleichzeitiger Anosmie oder anderen entwicklungsbedingten Anomalien, sollte eine genetische Analyse durchgeführt werden.
- Positive Familienanamnese: Eine familiäre Häufung von Fällen mit HH oder verwandten Störungen rechtfertigt eine genetische Testung zur Identifizierung möglicher erblicher Ursachen.
Durch eine gezielte genetische Diagnostik können spezifische Mutationen identifiziert werden, die für die Pathogenese des hypogonadotropen Hypogonadismus verantwortlich sind, was zu einer präziseren Diagnose und einer individuell abgestimmten Therapie führen kann.