Die Störungen der Geschlechtsentwicklung (DSD) umfassen eine Gruppe von Zuständen, bei denen chromosomale, gonadale oder anatomische Geschlechtsmerkmale atypisch sind. Klinisch variieren die Manifestationen von Ambiguität der Genitalien bei der Geburt bis zu späteren Entdeckungen von Infertilität oder Pubertätsstörungen. Die Prävalenz spezifischer DSD-Formen ist unterschiedlich, jedoch wird geschätzt, dass etwa 1 von 4500 Geburten eine Form von DSD aufweist. Die Vererbung kann je nach spezifischer DSD-Form variieren, einschließlich autosomal-dominanter, autosomal-rezessiver oder X-chromosomaler Muster, wobei auch de novo Mutationen eine Rolle spielen können.
Genetisch sind DSDs durch eine Vielzahl von Genmutationen charakterisiert, die die Geschlechtsdifferenzierung beeinflussen. Dazu gehören Gene, die für Hormonrezeptoren, Enzyme in der Steroidogenese und Faktoren, die in die Gonadenentwicklung involviert sind, kodieren. Mutationen in Genen wie SRY, AR, SRD5A2 oder CYP21A2 können zu unterschiedlichen Phänotypen führen, abhängig von der Art der Mutation und dem betroffenen Stoffwechselweg.
Das Management von DSD erfordert einen multidisziplinären Ansatz, der Endokrinologen, Genetiker, Urologen, Gynäkologen und Psychologen umfasst. Die Behandlung zielt darauf ab, die körperliche Gesundheit und psychosoziale Wohlbefinden der Betroffenen zu unterstützen, wobei individuelle Entscheidungen über mögliche chirurgische Eingriffe sorgfältig abgewogen werden müssen. Hormontherapien können eingesetzt werden, um die Entwicklung sekundärer Geschlechtsmerkmale zu unterstützen oder zu modifizieren. Eine kontinuierliche psychologische und medizinische Betreuung ist entscheidend, um den individuellen Bedürfnissen der Patienten gerecht zu werden und ihre Lebensqualität zu verbessern.