Das Marfan-Syndrom (MFS) ist eine systemische Bindegewebserkrankung, die sich vor allem durch Manifestationen im kardiovaskulären System, im Skelettsystem und in den Augen auszeichnet. Klinisch ist das Syndrom durch eine übermäßige Körpergröße, lange Extremitäten und Finger (Arachnodaktylie), eine Trichter- oder Kielbrust, Skoliose sowie durch eine Linsenluxation und Myopie gekennzeichnet. Lebensbedrohlich sind vor allem die kardiovaskulären Komplikationen, insbesondere die Aortenaneurysmen und Aortendissektionen, die durch eine Schwächung der Media der Aorta bedingt sind.
Die Prävalenz des Marfan-Syndroms liegt bei etwa 1:5.000, wobei die Erkrankung Männer und Frauen gleichermaßen betrifft und weltweit in allen ethnischen Gruppen vorkommt. MFS wird autosomal-dominant vererbt, wobei etwa 25% der Fälle Neumutationen darstellen. Die genetische Basis des Syndroms liegt in Mutationen im FBN1-Gen, das für Fibrillin-1 kodiert, einem wichtigen Bestandteil der Mikrofibrillen des Bindegewebes. Über 1.800 verschiedene Mutationen in diesem Gen sind bekannt, die zu einer Vielzahl von phänotypischen Ausprägungen führen können.
Das Management des Marfan-Syndroms erfordert eine multidisziplinäre Betreuung, wobei die Überwachung und Behandlung kardiovaskulärer Symptome im Vordergrund steht. Regelmäßige bildgebende Untersuchungen der Aorta sind entscheidend, um die Entwicklung von Aneurysmen frühzeitig zu erkennen und entsprechend zu behandeln. Eine prophylaktische medikamentöse Therapie mit Betablockern oder Angiotensin-Rezeptor-Blockern wird empfohlen, um das Fortschreiten der Aortendilatation zu verlangsamen. Bei signifikanter Aortenerweiterung oder bei Vorliegen von Dissektionen kann eine chirurgische Intervention notwendig werden. Darüber hinaus umfasst das Management die regelmäßige Überprüfung und gegebenenfalls Korrektur orthopädischer und ophthalmologischer Probleme.