Biotinidase-Mangel ist eine autosomal-rezessive Stoffwechselstörung, die durch eine unzureichende Aktivität des Enzyms Biotinidase gekennzeichnet ist. Dieses Enzym ist entscheidend für die Freisetzung von Biotin aus Proteinen im Verdauungstrakt sowie für die Wiederverwendung von Biotin aus körpereigenen Enzymen. Klinisch manifestiert sich die Erkrankung häufig in den ersten Lebensmonaten mit Symptomen wie Hypotonie, Hautausschlägen, Alopezie, Ataxie und Entwicklungsverzögerung. Ohne adäquate Behandlung kann es zu schwerwiegenden neurologischen Komplikationen kommen, einschließlich Krampfanfällen und progressiver neurologischer Schädigung.
Die Prävalenz des Biotinidase-Mangels variiert geografisch, mit einer geschätzten Inzidenz von etwa 1:60.000 Geburten weltweit. Die genetische Basis der Erkrankung liegt in Mutationen im BTD-Gen, das für das Enzym Biotinidase kodiert. Es wurden über 150 Mutationen identifiziert, die mit einem Spektrum von enzymatischen Aktivitäten und entsprechenden klinischen Phänotypen korrelieren. Die Schwere der Erkrankung ist oft abhängig von der Restaktivität des Enzyms; Patienten mit profunder Aktivitätsminderung (<10% der normalen Aktivität) zeigen in der Regel schwerere klinische Manifestationen. Das Management des Biotinidase-Mangels umfasst die lebenslange Supplementierung mit Biotin, was in den meisten Fällen zu einer signifikanten Verbesserung der Symptome und Verhinderung weiterer neurologischer Schäden führt. Die frühzeitige Erkennung und Behandlung sind entscheidend, da die Biotin-Supplementierung am effektivsten ist, bevor irreversible Schäden entstehen. Die Überwachung der Behandlung erfolgt durch regelmäßige neurologische Bewertungen und die Überwachung der Haut- und Haargesundheit, um die Wirksamkeit der Therapie zu beurteilen und gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen.