Das Adrenogenitale Syndrom (AGS) bei Frauen, auch bekannt als kongenitale Nebennierenhyperplasie (CAH), ist eine autosomal-rezessive Stoffwechselerkrankung, die durch Mutationen im CYP21A2-Gen verursacht wird. Diese Mutationen führen zu einer verminderten oder fehlenden Aktivität des Enzyms 21-Hydroxylase, was eine gestörte Cortisol- und Aldosteronsynthese zur Folge hat. Die daraus resultierende erhöhte Sekretion von adrenalen Androgenen führt zu virilisierenden Effekten.
Bei Frauen manifestiert sich AGS typischerweise durch eine Virilisierung der äußeren Genitalien, die bei Geburt zu einer zweideutigen Genitalienkonfiguration führen kann. Das klinische Spektrum reicht von der klassischen Form mit Salzverlust bis hin zu nicht-klassischen, milderen Formen ohne Salzverlust, die erst in der Adoleszenz oder im Erwachsenenalter symptomatisch werden können.
Indikationen
Die genetische Analyse auf AGS sollte bei folgenden klinischen Indikationen in Betracht gezogen werden:
- Neugeborene mit intersexuellen Genitalien: Bei weiblichen Neugeborenen mit auffälliger Klitorishypertrophie oder Fusion der Labioscrotalfalten.
- Frühe Virilisierung: Mädchen mit frühzeitiger Pubarche, Akne oder schneller Knochenreifung, die auf eine Hyperandrogenämie hinweisen.
- Störungen des Menstruationszyklus: Oligo- oder Amenorrhoe sowie Anovulation, die mit Hyperandrogenämie assoziiert sind.
- Unfruchtbarkeit: Verdacht auf AGS bei Frauen mit unerklärlicher Unfruchtbarkeit und Anzeichen von Hyperandrogenismus.
- Familiäre Vorgeschichte von AGS: Verwandte ersten Grades von Patienten mit bekannter AGS-Diagnose.
- Adrenale Inzidentalome: Zufällig entdeckte adrenale Massen, die auf hormonelle Dysregulation hinweisen könnten.
Die genetische Diagnostik umfasst die Sequenzierung des CYP21A2-Gens und die Analyse von Genmutationen, die für AGS verantwortlich sind. Ergänzende Untersuchungen wie 17-Hydroxyprogesteron-Bestimmungen, ACTH-Stimulationstests und weitere hormonelle Profile sind oft notwendig, um die Diagnose zu bestätigen und das Krankheitsbild vollständig zu charakterisieren.
Eine präzise genetische Diagnose ermöglicht eine gezielte Therapie und Managementstrategien, die auf die individuellen Bedürfnisse der Patientinnen abgestimmt sind, und unterstützt zudem die genetische Beratung betroffener Familien.