Männliche Spermatogenesestörungen umfassen eine Vielzahl genetischer Anomalien, die die Produktion und Funktion von Spermien beeinträchtigen können. Zu den häufig untersuchten genetischen Ursachen gehören Deletionen im AZF-Region (Azoospermiefaktor) auf dem Y-Chromosom und Mutationen im CFTR-Gen (Cystic Fibrosis Transmembrane Conductance Regulator). Die AZF-Region ist in drei Unterregionen (AZFa, AZFb, AZFc) unterteilt, die jeweils für verschiedene Aspekte der Spermatogenese verantwortlich sind. Deletionen in diesen Regionen können zu einer erheblichen Reduktion oder völligen Abwesenheit von Spermien im Ejakulat führen. Mutationen im CFTR-Gen sind hauptsächlich mit der zystischen Fibrose assoziiert, können aber auch isoliert zu obstruktiver Azoospermie führen, insbesondere bei kongenitaler bilateraler fehlender Vas deferens (CBAVD).
Indikationen
Genetische Analysen zur Abklärung von männlichen Spermatogenesestörungen sind insbesondere in folgenden Fällen indiziert:
- Azoospermie oder schwerer Oligozoospermie: Bei Männern, die entweder keine Spermien (Azoospermie) oder eine sehr geringe Anzahl an Spermien (schwere Oligozoospermie) im Ejakulat aufweisen, sind genetische Tests zur Identifizierung von AZF-Deletionen und CFTR-Mutationen ratsam.
- Congenitale Bilaterale Aplasie des Vas deferens (CBAVD): Männer mit V.a. CBAVD sollten auf Mutationen im CFTR-Gen getestet werden, da dieser Zustand oft mit Mutationen in diesem Gen verbunden ist. Ein Zusammenhang mit der zystischen Fibrose muss hierbei differentialdiagnostisch abgeklärt werden.
- Wiederholtes Versagen der assistierten Reproduktionstechniken (ART): Bei Paaren, die wiederholt erfolglos ART-Verfahren durchlaufen haben, kann eine genetische Untersuchung des Mannes auf AZF-Deletionen oder CFTR-Mutationen sinnvoll sein, um die zugrundeliegende Ursache der männlichen Infertilität zu identifizieren.
- Klinische Hinweise auf zystische Fibrose oder milde CFTR-assoziierte Erkrankungen: Patienten, die milde oder atypische Symptome der zystischen Fibrose zeigen, sollten auf CFTR-Mutationen untersucht werden, insbesondere wenn gleichzeitig eine Spermatogenesestörung vorliegt.
- Bekannte familiärer Belastung: Bei Paaren mit einer bekannten familiären Belastung für AZF-Deletionen oder CFTR-Mutationen ist eine genetische Analyse vor der Konzeption angezeigt, um das Risiko für Nachkommen zu bewerten.