Die KIR- und HLA-C-Genotypisierung in der Reproduktionsgenetik umfasst die Analyse der Killerzell-Immunoglobulin-ähnlichen Rezeptoren (KIR) und der HLA-C-Antigene. Diese beiden Genkomplexe sind essenziell für die Regulation der Immunantwort und spielen eine wichtige Rolle bei der Interaktion zwischen natürlichen Killerzellen (NK-Zellen) und trophoblastischen Zellen während der Schwangerschaft. Die KIR-Genfamilie besteht aus einer Vielzahl von polymorphen Genen, die aktivierende oder inhibierende Rezeptoren kodieren, welche die Funktion der NK-Zellen modulieren. HLA-C-Moleküle sind die wichtigsten liganden für KIR-Rezeptoren und weisen eine hohe genetische Diversität auf, die die mütterlich-fötale Immuninteraktion beeinflussen kann.
Indikationen
- Wiederholte Fehlgeburten: Eine unzureichende Interaktion zwischen KIR-Rezeptoren der mütterlichen NK-Zellen und HLA-C-Molekülen des fetalen Trophoblasten kann zu einer gestörten Plazentation und wiederholten Fehlgeburten führen. Bestimmte Kombinationen von mütterlichen KIR-Genotypen und fetalen HLA-C-Allelen wurden mit einem erhöhten Risiko für Schwangerschaftsverluste in Verbindung gebracht. Insbesondere das Vorhandensein von aktivierenden KIR-Rezeptoren in Abwesenheit passender HLA-C2-Allele kann die trophoblastische Invasion beeinträchtigen und zu Schwangerschaftskomplikationen führen.
- Präeklampsie: Die Präeklampsie, eine schwerwiegende Komplikation der Schwangerschaft, ist ebenfalls mit spezifischen KIR-HLA-C-Genotypkombinationen assoziiert. Ein Ungleichgewicht zwischen aktivierenden und inhibierenden KIR-Rezeptoren in Kombination mit bestimmten fetalen HLA-C-Allelen kann die Immunantwort der mütterlichen NK-Zellen beeinflussen und zur Pathogenese der Präeklampsie beitragen. Studien haben gezeigt, dass Frauen mit bestimmten KIR-Genotypen ein höheres Risiko für die Entwicklung von Präeklampsie aufweisen, insbesondere wenn der Fötus HLA-C2-Allele exprimiert.
- Implantationsversagen: Bei Paaren mit idiopathischem Implantationsversagen nach In-vitro-Fertilisation (IVF) kann die KIR- und HLA-C-Genotypisierung wertvolle diagnostische Informationen liefern. Dysregulationen in der KIR-HLA-C-Interaktion können die erfolgreiche Implantation des Embryos beeinträchtigen. Das Verständnis der genetischen Prädispositionen im KIR-HLA-C-System kann helfen, individuelle Risikofaktoren zu identifizieren und gezielte therapeutische Ansätze zu entwickeln.
- Geburtshilfliche Komplikationen: Zusätzlich zu Fehlgeburten und Präeklampsie können auch andere geburtshilfliche Komplikationen, wie intrauterine Wachstumsrestriktion (IUGR) und vorzeitige Wehen, mit der KIR-HLA-C-Interaktion in Zusammenhang stehen. Die genetische Analyse dieser Genkomplexe kann zur Klärung der immunologischen Mechanismen beitragen, die diesen Komplikationen zugrunde liegen, und zur Verbesserung der pränatalen Betreuung und Behandlung beitragen.
Die KIR- und HLA-C-Genotypisierung stellt somit ein wichtiges Werkzeug in der Reproduktionsgenetik dar, das zur Optimierung von Diagnose und Therapie beiträgt.